Fazit.
Um es kurz zu machen: landschaftlich wunderbar, ich fand auch die Richtung von Ammarnäs nach Hemavan gut, da der Blick Richtung Osten über den Tarnäsjö gigantisch ist. Die Hütten liegen toll und sind alle gut ausgestattet, die Sauna direkt am Tarnäsjö muss auch im Sommer cool sein. Es gibt im Winter viele schöne, gemütliche Abfahrten, es hat richtig Spaß gemacht.
Aber. Großes ABER: im Winter sind alle Wege bis auf den hochgelegenen Abschnitt Aigert – Serve – den ich landschaftlichen am schönsten fand – Scootertracks und durchaus auch befahren. Wir vier empfanden es tatsächlich als sehr störend.
Ich würde hier trotz wunderbarer Hütten, toller Aussichten und viel weniger Skiwanderern als weiter im Norden nur wieder im Winter wandern, wenn ich wenig Zeit hätte. Man kann definitiv eine Hütte überspringen und alles mit 4 Übernachtungen machen, ohne dass es zu anstregend ist.
Im Sommer oder Herbst kann es aber eine wenig begangene Alternative zu dem restlichen Kungsleden sein.
In diesem Jahr mussten wir eine kurze Tour planen: der eine hatte noch lange Schule, der andere musste dann wieder an die Uni. Inklusive Anreise standen uns fünf Übernachtungen zur Verfügung, ein knappes Ding.
Wir sind also abends (nach der Arbeit) von Hamburg nach Stockholm geflogen und da in den Nachtzug Richtung Norden gehüpft. Frühes Aufstehen war angesagt, da wir um 6:13 Uhr in Umeå aussteigen sollten, um in den Bus Richtung Ammarnäs zu steigen. Leider hatte der Zug schon in Stockholm Verspätung – welche die Nachtzüge oft aufholen -, so dass uns beim Aufwachen schmerzlich bewusst wurde: der Umstieg wird nichts! Es gibt noch einen zweiten Bus Richtung Ammarnäs pro Tag, aber dieser fährt erst am frühen Nachmittag, so dass wir die ersten 8km Richtung Aigert (Sauna!!!) nicht mehr hätten laufen können.
Ich beschloss also einfach nachzufragen, ob es möglich sei, dass SJ (die schwedische Bahn) uns ein Taxi bezahlen würde, da unser kompletter Urlaubsplan sonst über den Haufen geworfen wäre. Kurz: es hat geklappt, es gab auch noch eine zweite Gruppe, die Richtung Hemavan wollte.
SJ hat uns also einen – leider viel zu kleinen – C-Klasse-Kombi von Mercedes kommen lassen und wir waren im Endeffekt nur 30 Minuten später auf der Piste als geplant. Leider war es echt eng, Respekt an die drei Jungs auf der Rückbank (siehe Video). Kostenpunkt: 550€ für 350km. Krasse Aktion.
Tag 1
Parkplatz Ammarnäs – Aigert
Mit steifen Gelenken von der langen Autofahrt starteten wir am frühen Nachmittag überglücklich, dass alles dann doch so gut geklappt hat, unsere 8km-Minitour nach Aigert. Es geht am Anfang solide den Berg hinauf, aber wir waren froh, uns bewegen zu können und das Wetter spielte mit.
In Aigert angekommen stießen wir auf eine Schulklasse – am Abend vorher waren wohl nur 2 Wanderer auf der Hütte -, aber man räumte uns netterweise ein Viererzimmer frei und feuerte die Sauna an.
Der Abend war wunderbar, die Hütte liegt wirklich sehr schön, es klarte auf und es gab Wildschweinbratwurstgulasch mit Rotwein-Pfifferling-Sauce an Knödeln. Die Blicke waren gold wert.
Tag 2
Aigert – Serve
Der zweite Tag erwartete uns mit allerbestem Skiwanderwetter: strahlend blauer Himmel, ein paar Grade unter Null, leicht verharschter Schnee. Die Strecke, die über ein kleines Massiv führt, war für mich der schönste Tourenabschnitt: schöne Anstiege, tolle Abfahrten, weite Blicke, einfach genau so, wie wir es alle lieben.
Es gibt eine Notfallhütte, die auch toll liegt, allerdings hatten wir vorher schon eine lange Pause im windgeschützten Tal hinter uns, wo wir in der prallen Sonne rasteten und ein langes Gespräch mit einem Parkranger hatten. Man kann von Ammarnäs auch über den See nach Serve, aber davon würde ich abraten. Dafür ist dieser Abschnitt des Kungsleden einfach zu schön.
Die Hütte in Serve liegt auch sehr schön im lichten Birkenwald und man hieß uns herzlich willkommen. Hier war es nun, wie es uns schon viele vorher berichtet hatten: es war sehr wenig los. Wir hatten freie Bettauswahl, haben ordentlich Holz gesägt und gehackt und es uns richtig gemütlich gemacht.
Tag 3
Serve – Tärnasjö
Dieser Tag war der entspannteste der Tour: eigentlich ebenerdig ging es nur die 14 km nach Tärnasjö. Wir hatten überlegt, ob wir diese Hütte überspringen oder Syter, aber da Tärnasjö eine Sauna hat, war die Wahl schnell getroffen…
Der Weg ist wirklich gut zu meistern. Leider läuft man auf einer Scooterspur, die auch sehr ausgefahren und durchaus befahren war, so dass die Ruhe und die wunderbaren Blicke Richtung Westen immer wieder gestört wurden.
Richtig Spaß macht es dann aber, wenn sich die Wege trennen und man eine durchaus verzwackte Abfahrt durch den Wald Richtung Hütte meistern muss. Je nach Fähigkeit auf den wackeligen Skiern, greift man doch ab und zu in den Schnee… Man kann aber auch den Scooterschlenker fahren, dann ist es ganz entspannt.
Die Hütte liegt wunderbar am See, die Sauna sogar wirklich direkt an der Wasserkante, so dass wir einen schönen Abend hatten.
Tag 4
Tärnasjö – Syter – Viterskalet
Mit 26km und einem größeren Anstieg nach der Mittagspause, war dieser Tag der ambitionierteste der Tour, weshalb wir auch bewusst früh gestartet sind. Leider verhinderte ein solides Schneetreiben schönere Ausblicke, so dass die Fahrt über den Tärnasjö eher monoton meditativ war. Ich mag dieses Gefühl aber, man fährt tatsächlich komplett runter und wundert sich dann manchmal, wo man schon ist…
Am Ende des Sees folgt ein kurzer Anstieg zur Hütte, wo wir über eine Stunde pausierten, auch hier waren nur 3 Wanderer neben der Hüttenwärtin, die auch alle wegen des Schneegestöbers noch nicht gestartet waren.
Es klarte nun allerdings zwischendurch immer mal wieder etwas auf, nur der finale Anstieg direkt hinter der Hütte war verhangen, ebenso wie die richtig lustige Abfahrt auf der anderen Seite.
Die Zielhütte Viterskalet ist bekann für leckere Waffeln – allerdings nur bis 16 Uhr -, aber trotz eines etwas zügigeren Tempos konnten wir erst gegen 16:15 an der Hütte sein. Dankenswerterweise haben zwei Mädels, die wir auf Syter getroffen haben, und die skatend ca. eine Stunde vor uns in Viterskalet waren, dort Bescheid gegeben und so konnten wir leckerste und frische Waffeln genießen. Ein Highlight.
Die Hütte liegt umwerfend an den Berg geschmiegt in einem fantastischen U-Tal und ist auch ansonsten toll ausgestattet. Leider fehlt die Sauna.
Hier verbrachten wir einen letzten Abend und tranken den Tamdhu-Whisky leer, der uns die gesamte Tour gewärmt hatte. Abends kam ein regelrechter Sturm auf, fegte die Wolken beiseite und bescherte uns Ausblicke auf dieses tolle Tal.
Tag 5
Viterskalet – Hemavan – Hamburg
Kalt und klar war es morgens, wir packten ein letztes Mal unsere Sachen und fuhren den Weg – ein kleiner Tipp der Hüttenwärter – wieder ein wenig zurück Richtung Syter, um das Tal nun einmal komplett bewundern zu können. Diese 45 Minuten waren es definitiv wert.
Landschaftlich ist dieser letzte Abschnitt wirklich auch schön, leider fährt man nahezu ausschließlich auf einer sehr, sehr, sehr breiten Scooterspur – viele Tagesgäste kommen hier für eine Waffel und einen Kaffe herauf -, was die Abfahrten natürlich lustig entspannt macht, aber ein wenig schade ist es schon. Zuguterletzt kann man entscheiden, ob man den Scootern Richtung Hemavan folgt oder noch einen finalen Anstieg unternimmt, um dann das Skigebiet kreuzend, eine langgezogene Abfahrt nach Hemavan zu genießem, was wir natürlich taten. Inzwischen war es wirklich warm, die Sonne gab ihr bestes, und die Skiurlauber sahen uns mit unseren Wanderklamotten schon ein wenig schräg an.
Nach einem leckeren Abschlussessen ging es zu dem kleinen Flughafen und wir flogen mit einer alten Turboprop nach Stockholm, wo sich unsere Wege dann wieder trennten.
Alles in allem, war der Trip viel zu kurz und die Abreise dann doch etwas „hektisch“: die eine Nacht mehr auf Syter und ruhig auch der halbe Tag in Hemavan nebst gemächlicher Abreise mit dem Bus wären eine schöne Alternative gewesen und würde ich auch jedem empfehlen, der diese Tour macht. Leider war es bei uns nicht drin.