Harzer Hexenstieg

Fazit.
Eine wunderbare Tour durch ein tolles deutsches Mittelgebirge. Wir sind in Ostrichtung gelaufen und die Südumgehung des Brockens: das fühlte sich auch richtig an. Die Wege im östlichen Harz haben sich mehr nach „Wandern“ angefühlt, vorher sind es doch viele Schotterstraßen bzw. sehr gut ausgebaute Wege. Wer aber noch nie auf dem Brocken war, kann da natürlich rauf. Die Südumgehung war aber mit der schönste Teil…
Man sollte die Etappen nicht zu lang wählen, es sind schon ein paar Höhenmeter zu überwinden. Außerdem gibt es auch Dinge neben dem Weg, die man mitnehmen kann und auch sollte… wie z.B. die Sommerrodelbahn in St. Andreasberg 😉
GAAAANZ WICHTIG: unbedingt die zwei Stempelhefte „Harzer Wandernadel“ und „Hexenstieg“ holen. Es macht einen großen Spaß und am Ende haben wir sogar DREI Abzeichen einsacken können 🙂

Tag 1
Osterode – Bunter Bock
Wir sind um 12:05 in Osterode mit dem Zug angekommen. Bei bestem Wetter. In Osterode selbst ist der Hexenstieg dann wunderbar mit dem grünen Zeichen markiert, eigentlich braucht man fast keine Karte, um den Weg zu finden. Es geht einmal durch die Innenstadt und dann erreicht man an einem Parkplatz den offiziellen Startpunkt.
Danach geht es gleich solide knackig hoch, aus der Stadt heraus auf eine breite Schotterpiste. Zur Belohnung gibt es dann oben die Stempelstelle 140 „Eselsplatz“ und erste Ausblicke.
Man schlängelt sich mit schönen Blicken auf Lerbach oberhalb des Tales entlangt und erreicht eine Höhe von ca. 620m. Wir sind dann zur Urlaubsalm „Bunter Bock“ abgestiegen und haben abends ganz köstlich in der „Harzer Speisekammer“ gegessen.

Tag 2
Bunter Bock – Torfhaus
Ein frühes Frühstück und wieder ab auf den Stieg. Eine lange Etappe von knapp 25km und knapp 1000 Höhenmetern stand uns bevor (auf und ab). Erstmal ging es gemütlich zur Stempelstelle 137 „Bärenbrucher Teich“, direkt gefolgt von der 128 „Huttaler Widerwaage“. So kann ein Tag anfangen! Danach führt der Weg ganz gemütlich an Altenau vorbei, hin zur nächsten Stempelstelle 149 „Kleine Oker“.
An diesem Tag laufen wir doch viele abgerodete oder abgestorbene Bereiche des Harz. Einerseits bedrückend, andererseits ergibt sich dadurch eine Weitsicht, die sonst durch Wald verdeckt würde. Die Sonne, die uns wieder den gesamten Tag begleitet und ja auch schon seit Wochen für Trockenheit im Harz sorgt, wird allmählich drückend und die Luft ist leicht staubig. Aber die Laune ist bestens und wir laufen entlang eines Dammgrabens bis zur Stempelstelle 133 „Förster-Ludewig-Platz“.
Dann beginnt so allmählich der Anstieg hoch mach Torfhaus, der höchste Punkt sind heute immerhin gut 800m. Wir entscheiden uns, die Stempelstelle 221 „Jungfernklippe“ links liegen zu lassen, die Beine sind doch müde, und nehmen den finalen Anstieg hoch Richtung Sendemasten in Angriff. Nach den knapp 200 Höhenmetern sind wir dann auch froh, im „Torfhaus Harzresort“ eine schöne Dusche genießen zu können.
Abends gehen wir dann in der „Bavaria Alm“ regional fremd Essen. Lecker und reichlich war es trotzdem allemal und wir konnten die gesamte Zeit über die Löschflugzeuge und Helikopter beobachten, die gegen den Brand an der Ostseite des Brockens kämpften.

Tag 3
Torhaus – St. Andreasberg
Den dritten Tag habe ich sehr entspannt geplant. Es war klar, dass die Beine etwas müde sein würden, außerdem wollte ich sowieso nicht über den Brocken – was ja wegen des Brandes auch gar nicht möglich gewesen wäre -, da ich dort schon einmal oben gewesen bin und dort alles nur abgestorben und überlaufen ist. Zudem hatte ich gelesen, dass die Südumgehung des Brockens mit der schönste Abschnitt sein soll. Und dem ist auch so!
Auch wenn uns der Weg insbesondere die ersten Kilometer Richtung Süden durch ein Wunderland der toten Nadelbäume führte, so war der Kontrast zu den dazwischen neu wachsenden Pflanzen und der Weg an sich so spannend, dass ich viele Bilder machen musste.
Die Stempelstelle 217 „Sonnenkappe Oderteich“ wurde mit Freude abgearbeitet, der Oderteich war aber eher nicht existent. Wir sind schön an der Ostflanke des Rehbergs entlang, Stempelstelle 155 „Rehberger Grabenhaus“ – leider unbewirtschaftet, die Sonne hätte ein Alsterwasser durchauds schmackhaft gemacht – und gemütlich runter in den Ort. Wir haben im „Haus am Kurpark“ genächtigt: alt, aber sehr sauber, mit einer netten Wirtin, die alles akkurat handhabte.
Diese kurze 14km Wanderung war geplant, damit wir am Nachmittag die Freuden der Sommerrodelbahn und – endlich – ein schönes Alsterwasser genießen konnten. Herrlich. Abends haben wir uns dann in der Pizzeria „La Capri“ mit zwei Harzer Verwandten von mir getroffen und wirklich erstaunlich gut gegessen.

Tag 4
St. Andreasberg – Mandelholz
Dieser Tag begann mit einigen Wolken, aber ganz wunderbar mit einem seichten Anstieg raus aus St. Andreasberg. Schöne weite Blicke öffneten sich, Herbsttöne überall. Bei leichtem Regen stiegen wir in das schöne Odertal ab, vorbei an der Gaststätte Rinderstall (Stempelstelle 123), und wieder hinauf auf einer Schotterpiste Richtung Silberteich, wo zugleich die Stempelstelle 148 „Naturmythenpfad“ wartet. Mit Blick auf den Teich erholten wir uns von den Höhenmetern und de, vielen Totholz um uns herum.
Dann führt der Weg einmal nördlich um Braunlage herum, wer mag kann auf den Wurmberg hinauf für einen tollen Ausblick – die Gondelfahrt ist ein Spaß -, wir hatten aber noch einige Kilometer vor uns, so dass wir Braunlage schnell hinter uns ließen.
Der Weg an der Straße entlang ist tatsächlich besser als zunächst befürchtet, da man durch viel Wald kommt. Natürlich immer durchsetzt mit schon gerodeten Flächen. Es war inzwischen wieder ziemlich heiß und trocken geworden, so dass wir uns freuten, ab Elend an der Kalte Bode unter einem Blätterdach entlang wandern zu dürfen.
Das Hotel „Mandelholz“ ist eine ganz urige Location mit einem hervorragenden Restaurant. Ein witziger Stop, ein großartiges Essen!

Tag 5
Mandelholz – Altenbrak
Der Tag begann wieder mit Regen, der uns auch zäh immer wieder begleiten sollte. Wir wussten, dass dieser Tag hart würde: wir hatten doch schon einige Meter in den Beinen und leider gab es vor „Altenbrak“ keine sinnvolle Unterkunft mehr, obwohl wir zeitig geplant hatten. Deshalb kürzten wir die ersten Meter bis zum Ortseingang Königshütte mit dem Bus ab, den man gratis benutzen darf, wenn man im Harz nächtigt. Aber die Stempelstelle 40 „Königshütter Wasserfall“ durfte natürlich nicht ausgelassen werden!
Am Ende von Königshütte entschieden wir uns für den Aufstieg zur Stempelstelle 41 „Ruine Königsburg“, von welcher man einen schönen Ausblick hat.
Die folgenden Kilometer entlang der aufgestauten Bode sind wirklich sehr schön. Das Farbspiel war eine Augenweide und vielleicht war es auch ganz schön, dass die Sonne durch die Wolken verdeckt wurde. Am Ende der Talsperre wartet dann auch schon die nächste Stempelstelle: die Nr. 42 „Trogfurther Brücke“. Schon drei Stempel an diesem Tag. 🙂
Für meine Begriffe ist dieser Abschnitt entlang der Bode wirklich mit der Schönste des gesamten Stiegs. Wenn wir ein wenig besseres Wetter gehabt hätten… Aber es fühlte sich hier nach „richtigem“ Wandern an: auch mal kleinere Wege, Matsch, dem man ausweichen muss, mal oben am Berg mit Sicht, mal ganz nah unten am Fluß im Dickicht… Ob man in Rübeland jetzt die hohe Variante nehmen muss, um die Stempelstelle 88 „Aussichtspavillon Hoher Kleef“ abzugreifen… es sind viele Höhenmeter für eine nicht allzu große Aussicht. Aber wir wollten ja alle Stempel mitnehmen.
Als wir die Talsperre Wendefurth nach der gleichmaigen Stempelstelle 62 erreichten, waren wir wirklich müde. Der Weg an der Bode ist zwar sehr hübsch, aber auch von vielen kleinen Auf und Abs geprägt. Die letzten Kilometer nach Altenbrak waren dann doch von dem Gefühl „Wir wollen jetzt ankommen“ geprägt. Dafür war das Wetter dann wieder aufgeklart und wir konnten trocken, aber stinkend einchecken.
Das Waldhotel Altenbrak ist aber wirklich GAR NICHT zu empfehlen. Da will noch jemand mit einem ganz alten, verwahrlosten Hotel Geld machen. Finger weg!
Das Abendessen beim „Jodlermeister“ war ok, aber weit entfernt von der Qualität der Tage zuvor. Auch hier empfehle ich durchaus, nach einer Alternative zu suchen. Das tat unserer allgemein hervorragenden Stimmung aber keinen Abbruch.

Tag 6
Altenbrak – Thale
Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt: am Morgen hörten wir, dass das Bodetal Richtung Thale wohl gesperrt wäre, da es einen Erdrutsch gegeben habe. Nun ja. Es wird schon einen Weg geben!
Nach einem Plastikmüllfrühstück im „Jodlermeister“, wie man es eigentlich nur noch aus den 90er Jahren kennt, machten wir uns also auf, um den letzten Tag zu genießen. Bestes Wetter, beste Aussichten.
Weiter ging es entlang der Bode, nun aber mit ausgeruhten Beinen und im kühlen Wald geschützt. In Treseburg waren dann auch Horden von aufgeregten Tageswandererm, die eigentlich die Thale-Schlucht laufen wollten und nun mit Bussen zurück nach Thale gekarrt wurden. Für die Wanderer wie uns gab es eine gute Beschilderung für eine Alternativroute, also gleich frisch den Berg rauf – wir hatten uns eigentlich auf eine sehr entspannte Abschlussetappe eingestellt, nun warteten durchaus noch einige Höhenmeter auf uns.
Nach einem mühsamen Aufstieg hoch zur Stempelstelle 67 „Weißer Hirsch“ ging es zwischen den beiden „Dammbachsköpfen“ hindurch zur Stempelstelle 68 „Pfeil-Denkmal“. Die Wege waren total in Ordnung, die Natur auch und die Stempelstelle 72 „La Viershöhe“ boot einen hervorragenden Ausblick übers Bodetal.
Wir kamen dann allmählich wieder in die touristischen Gebiete, immer mehr Personen waren auf den Wegen unterwegs und am Hexentanzplatz angekommen, hatte uns die Zivilisation wieder vollends zurück.
Da die Füße ein wenig schmerzten, gab mein Wanderpartner eine Gondelfahrt ins Tal aus, wir holten uns unsere vierdienten Wandernadeln bei der Tourismusinfo ab (Bronze, Silber und natürlich das Hexenstieg-Abzeichen!) und aßen noch einmal eine große Portion, bevor es ab in den Zug nach Hause ging.
Es war zwar schade, nicht durch die finale Schlucht gelaufen zu sein, die ja sehr schön sein soll, aber der Weg oben herum hatte definitiv auch seinen Reiz. Und war nicht so überlaufen.

Schön war’s! In 20 Jahren nochmal, dann ist hoffentlich ein wenig Wald nachgewachsen.

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